The Case for Humanism
Es heißt eine Gesellschaft blühe auf, wenn alte Männer Bäume pflanzen, in deren Schatten sie niemals sitzen werden. Ein schönes Sprichwort.
Jedoch werden Menschen, die sich aufmachen, die Welt zu verändern, meistens als leicht naiv belächelt. Der Tenor dabei ist, der Einzelne könne sowieso nichts ausrichten und gegen die Ignoranz und Gier der globalen Bevölkerung komme man auf lange Sicht ohnehin niemals an.
Das mag auch durchaus richtig sein. Vordergründig. Wenn man nicht weiß, wo und aus welchem Blickwinkel man hinsehen soll. Nimmt man andere Perspektiven ein, hat man ohne jedwede Naivität durchaus Grund genug, es entweder selbst zu versuchen oder andere, die etwas aktiv verändern wollen, zu unterstützen. Was es dazu braucht sind unter anderem Informationen über den Ist-Zustand der Welt. Erste Adresse ist da Hans Rosling. Der grundsätzlich stets gut aufgelegte Schwede hat die Gapminder Foundation ins Leben gerufen. Die Stiftung nennt bereits im Slogan eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, etwas in dieser Welt verändern zu können: „GAPMINDER – a fact-based worldview“, eine faktenbasierte Weltsicht. Rosling: „Wer etwas über die Zukunft erfahren möchte, der muss die Gegenwart kennen“.
Menschen wie Rosling sind es, die mit in die erste Reihe unser aller Aufmerksamkeit gehören. Auch zeigt er dabei Perspektiven, wie sich künftige Probleme lösen lassen könnten – und das mit einfachsten Mitteln. Legendär ist sein Vortrag über globales Bevölkerungswachstum im Verbund mit Armut und Wohlstand; anschaulich erklärt mithilfe von simplen IKEA-Boxen.
Menschen wie ihn gibt es zu tausenden: Menschen, die entweder ganze Projekte aus dem Boden stampfen oder solche, die lediglich kleine Gedankensplitter irgendwo im Netz hinterlassen.
Mit Lichtobjekten kann ich nicht aktiv die Welt verbessern, nein. Aber ich will denen, die daran arbeiten, helfen, näher ans Ziel zu kommen. Ich will nicht mehr nur stille Bewunderung für jene hegen, die tatsächlich versuchen, etwas zu bewegen. Stattdessen versuche ich hier im Rahmen meiner Möglichkeiten etwas beizutragen. Ich möchte Aufmerksamkeit schaffen. Innovative Ideen, grundsätzliche Prinzipien und zukunftsweisende Projekte sollen in ein warmes Licht gestellt und somit mehr in das Bewusstsein der Menschen gerückt werden.
Verweise, wie sie überall hier im Text zu finden sind, sollen nach und nach den USB-Stick füllen, welcher auf dem Rücken jedes ShineonHu-Lichtobjekts eingelassen ist. Das Spektrum ist weit - ob nun Links zu lehrreichen Videos, Bildern mit punktgenauen Zitaten, bemerkenswert anschaulichen Webseiten, ungemein wichtigen Vorträgen oder gar Musik. Es kann prinzipiell jede beliebige Form haben. Wichtig ist nur, dass alles in eine Art „richtige Richtung“ zeigt und sich in seiner Gesamtheit ein Bild abzeichnet.
Kann ich von mir behaupten, genau zu wissen, was eine „richtige Richtung“ ist? Natürlich nicht. Aber ich traue mich einfach, das Produkt von dem als Maßstab herzunehmen, was ich unter „gesundem Menschenverstand“ und „Herz am rechten Fleck“ verstehe.
Anhand eines solchen Maßstabes kann man zum Teil nur noch fassungslos sein. Beispielsweise dann, wenn man mit ansehen muss, dass die EU, der Friedensnobelpreisträger von 2012, kein Geld dafür bereitstellen möchte, Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Wie sich kreativ Protest gegen solchen Zynismus und diese Ignoranz formulieren lässt, das zeigen unter anderem Die Anstalt oder das Zentrum für Politische Schönheit auf. Manchmal reicht sogar ein einziges Bild, um zu sensibilisieren. Die Wahrung und Verteidigung der Menschenrechte ist eines der zentralen Anliegen des Humanismus - eines praktischen Humanismus, der sich nicht nur philosophisch mit sich selbst beschäftigt, sondern mit der Situation der Menschen auf dieser Welt.
Es braucht weit mehr Menschen wie Philipp Ruch, die aktiv auf Missstände aufmerksam machen und deutlich formulieren, woran es trotz komfortabler Verhältnisse in der westlichen Welt mangelt. Gleichzeitig lodern in vielen Teilen der Welt zum einen Krisenherde und zum anderen werden über alle Kontinente verteilt Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Religionszugehörigkeit noch immer diskriminiert oder sogar verfolgt. Staaten, die Blasphemie mit dem Tod bestrafen; Eltern, die ihre Kinder auf die Straße setzen, einzig aus dem Grund, dass sie homosexuell sind, sind nicht nur für Humanisten unbegreiflich. Aber auch hier gibt es Kampagnen und Organisationen, die erfolgreich Hilfestellung anbieten und Informationen bereitstellen.
Bildung. Religion. Wissenschaft. Grenzenlose Hilfe. Schutz indigener Völker. Umweltschutz. Hilfe mit einfachsten Mitteln. Die Möglichkeiten, Anregungen zum Nachdenken und Mitmachen zu geben, Wegweiser aufzustellen, sind unendlich.
Es geht hier um Sensibilisierung. Das Ansteuern von Empathie und Motivation. Dorthin soll eine solche Link-Sammlung auf lange Sicht führen. Umgesetzt und zur Diskussion freigegeben mittels individuellen Lichtskulpturen als Auslöser, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wo immer sie stehen.
Was mich dieses Jahr am meisten beeindruckt hat, ist bereits in die Gestaltung eines Lichtobjekts geflossen: Die unendlich wertvolle Erfindung des Erlangers Martin Aufmuth. Eine im Prinzip sehr einfache Idee, die unsagbar viel Gutes tut. Brillen für Menschen aus den ärmsten Ländern dieser Erde, die sich ohne jenes Projekt wahrscheinlich niemals eine Sehhilfe leisten könnten und die Dank wiedererlangter Sehkraft ihren Lebensunterhalt bestreiten können: Die EinDollarBrille. Solange es solches Engagement in der Welt gibt, solange besteht trotz aller großen Probleme und Herausforderungen Hoffnung.
Ich mag ein unverbesserlicher Romantiker sein, aber ich glaube an den Menschen. Sein Gespür für Ungerechtigkeiten wird zunehmend ausgeprägter. Und sei es durch das sich stets vergrößernde digitale Kollektiv, in dem er sich befindet. Unser Informationszeitalter erlaubt einen immer klareren Blick auf die Welt, wodurch auch immer mehr der existierenden Missstände offengelegt werden. Die Zahl der Probleme steigt dadurch nicht unbedingt - die Zahl derer, die angeregt werden könnten, etwas dagegen zu unternehmen, hingegen schon. Die Aktionsradien des Einzelnen sind, wenn er nur will, durch das Internet nahezu grenzenlos geworden.
Eine Gesellschaft kann bereits heute aufblühen, wenn nur Menschen weiter Bäume pflanzen, in deren Schatten alle sitzen können.
Pete Stary